Münsterland - Schloss Raesfeld


Wasserschloss Raesfeld in Raesfeld

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  1. Ursprünglich zum Schutze vor feindlichen Angriffen als Erdhügelburg inmitten einer unzugänglichen Wasser- und Sumpffläche errichtet, wurde die Anlage immer weiter verfestigt. Zwischen 1168 und 1174 wurde Rabodo von dem Berge als Burgherr beurkundet. Er entstammte einem einflussreichen edelfreien Adelsgeschlecht aus dem Montferland im Herzogtum Geldern. Im 14. Jh. erbaute Bytter von Raesfeld eine neuere Burg mit zwei Ecktürmen und begründete das Geschlecht derer von Raesfeld.
    Im Erbgang gelangte Schloss Raesfeld 1585 an die Herren von Velen, unter denen eine Zeit großen Glanzes folgte. Graf Alexander II. schließlich baute das Schloss in den Jahren 1643 bis 1658 zu einem repräsentativen Residenzschloss als Mittelpunkt für sein angestrebtes Reichsfürstentum ausbauen. So hat das Wasserschloss Raesfeld mit 52,5 Metern den höchsten Turm aller Schlösser in Westfalen. Alexander II. war 1653 zum Feldmarschall und Kaiserlichen Kriegsrat ernannt worden, pflegte seine Beziehungen zum Kaiserhof und vertrat den Kaiser auf Feierlichkeiten. Auf Schloss Raesfeld weilten zu dieser Zeit viele hochrangige Persönlichkeiten. Im Westen des Schlosses ließ Alexander II. von Velen ab 1653 einen Tiergarten (ein etwa 100 Hektar großes Gelände) anlegen. Innerhalb des Tiergartens wurde heimisches Wild wie Wildschweine, Rehe und Rotwild zur Jagd gehalten. Diese Anlage als Nachbildung der Natur diente auch der Machtdemonstration des Schlossherren. Nach dem Tod von Alexander II. führte Ferdinand Gottfried von Velen den Ausbau des Gartens weiter. Dazu zählte ein 1681 angelegter Brunnen mit vier Delfinen. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts starb das Geschlecht derer von Velen zu Raesfeld aus; das Schloss wurde nur noch unregelmäßig bewohnt und verfiel allmählich. Mit der Verwaisung des Schlosses geriet auch der Tiergarten in Vergessenheit und verwilderte.
    Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Teile der Anlage abgerissen oder bis ins 20. Jahrhundert als landwirtschaftlicher Gutshof genutzt. Seid November 1942 im Besitz der Handwerkskammern erfolgte nach dem 2. Weltkrieg eine erste Restaurierung der Anlage. Heute ist das Schloss Raesfeld und etwa 14 ha Grundbesitz Eigentum der sieben Handwerkskammern Nordrhein-Westfalens. Das Hauptschloss ist seit 1952 Sitz der staatlich anerkannten Weiterbildungseinrichtung Akademie des Handwerks.
    Der Rittersaal wird seit 1956 vom Kulturkreis Schloss Raesfeld e. V. regelmäßig für Konzerte und literarische Veranstaltungen genutzt, kann aber auch für private Festlichkeiten gemietet werden. Seit 2007 können sich hier heiratswillige Paare das Ja-Wort geben. Die Trauungen finden im Kaminzimmer oder im Verlieszimmer des ehemaligen Residenzschlosses von Reichsgraf Alexander II. statt. Anfang der 1990er Jahre wurde eine Karte von Johan Reiner Oßing aus dem Jahr 1729 wiederentdeckt. Das Westfälische Amt für Denkmalpflege kam bei näherer Betrachtung der Karte zu der Einschätzung, dass der Raesfelder Tiergarten zu den ältesten erhaltenen Schlossgärten der Renaissance in Deutschland gehört. Die Idee einer Revitalisierung des ursprünglichen Tiergartens konnte im Rahmen der "Regionale 2004" umgesetzt werden. Der Tiergarten ist weiterhin öffentlich zugänglich und dient als Naherholungsgebiet. Die landschaftlich reizvolle Umgebung mit einem der ältesten Renaissance-Tiergärten Deutschlands und die Schossfreiheit bilden eine märchenhafte Kulisse.

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