Ruhrgebiet - Haus Langendreer


Haus Langendreer in Bochum

1 Kommentar:

  1. Das Haus Langendreer im gleichnamigen Stadtteil von Bochum ging wie viele westfälische Adelssitze aus einem Bauernhof hervor. Als Lehnsgut des Grafen Dietrich von Altena-Isenberg wird Haus Langendreer 1266 urkundlich genannt.
    Im 14. Jh. wurde der ehemalige Bauernhof umgebaut. Neben dem bäuerlichen Wirtschaftshof wurde ein steinernes Herrenhaus errichtet, das ebenso wie die Wirtschaftgebäude auf einer von einer Gräfte umgebenen Insel stand. Als 1447 Dietrich von Dreer kinderlos starb, erbte seine mit Arndt von der Borch (auch Borg) verheiratete Schwester Bate den Besitz und brachte es somit an diese aus Ostwestfalen stammende Adelsfamilie. Da diese aber andere zahlreiche Güter ihr Eigen nannte, wurde Haus Langendreer fortan nicht mehr als Wohnsitz genutzt. Trotzdem führte Dietrich von Borch in seinen dortigen Besitzungen 1554 den reformierten Glauben ein, weswegen der in spanischen Diensten stehende Oberst La Berlotte Haus Langendreer im Jahr 1599 zwecks "Ausrottung der Ketzer" eroberte und zerstörte. Als es 1642 zu einer Erbteilung zwischen Franz Dietrich und Allhard Philipp von der Borch kam, wobei letzterem die Güter in Langendreer zufielen, ließ sich die Familie von der Borch für längere Zeit am Ort nieder. Allhard Phlipp ließ das herunter gekommene Haus 1643 oder 1645 erneuern und zu einer Zweiflügelanlage mit einem zentralen, von einer barocken Haube gekrönten Treppenturm umbauen. Neben großen Kellerräumen besaß es zwei Stockwerke, von denen das obere einen Rittersaal beherbergte. Auch in den Folgejahren blieb Langendreer offizieller Wohnsitz der Familie, doch waren seine Besitzer als Stiftsdamen, Offiziere, Beamte und Diplomaten oft sehr lange abwesend. Durch Heirat von Adrian Allhard von der Borch mit der Erbtochter des anderen Familienzweiges wurden sämtliche Güter wieder zu einem Besitz vereint, und Adrian Allhard gab Langendreer im Jahr 1792 als Wohnsitz auf. Ein Nachfahr Adrians, Alhard Freiherr von der Borch, veräußerte Haus Langendreer 1905 an die Bergwerksgesellschaft Louise Tiefbau, die das heruntergekommene Herrenhaus 1908 abbrechen ließ und nur die besser erhaltenen Wirtschaftsgebäude als Arbeiterunterkünfte nutzte.
    Durch den Abbruch des Herrenhauses sind nur noch Teile der ehemaligen Anlage erhalten. Lediglich ein alter Gefängnisturm, ein ehemaliges Gerichtsgebäude, ein Gesindehaus, einige Mauern und das Langhaus mit Treppengiebel existieren noch und wurden in der jüngeren Vergangenheit restauriert. Eine rot gepflasterte und von einer Buchenhecke umrahmte Fläche kennzeichnet den einstigen Standort des Herrenhauses.
    Heutzutage befindet sich eine Schule für schwerhörige Kinder und Jugendliche und eine Schule für Körperbehinderte (Schule am Haus Langendreer, Westfälische Schule für Körperbehinderte) mit insgesamt etwa 300 Schülern in der Anlage.

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